„Die Parlamentarische Versammlung des Europarates definierte Personen des öffentlichen Lebens in Ziffer 7 ihrer Entschließung Nr. 1165 (1998) als „Personen, die offizielle Funktionen wahrnehmen … und generell alle diejenigen, die im öffentlichen Leben eine Rolle spielen, ob in Politik, Wirtschaft, Kunst, Gesellschaft, Sport oder in anderen Bereichen“.[5]“
Quelle: Wikipedia
Manchmal habe ich das tiefe Bedürfnis, mich zu googeln. Kennen Sie das, verehrte Leserschaft? Einfach mal schauen, was die Welt so über die eigene Person schreibt, was ich aus den Tiefen des World Wide Web (“Das Internet vergisst nie”) alles ausbuddeln kann. Alkoholische Exzesse derbsten Ausmaßes (ja, damals, beim Ballermann, weißte nicht mehr, wo wir uns so dermaßen…äh) oder sonstige Fehltritte – ja, schön aufpassen, wenn Ihr Chef Sie gelegentlich googelt!
Da ich auch hin und wieder das Bedürfnis verspüre, meine musikalischen Ergüsse der Welt zugänglich machen zu müssen, kann ich auch nicht leugnen, einfach mal nachzuschauen, ob und wann und wo und überhaupt das eine oder andere Liedchen eventuell mal wieder irgendwo gespielt wurde.
Und so begab es sich also am 30. Dezember 2024 (ein trüber Montag, kalt, ca -3 Grad) dass ich genau dieses tat. Mit weitreichenden Folgen für mich – und nein, ich übertreibe nicht, für die gesamte Welt.
Aufmerksame LeserInnen wissen natürlich längst, was nun kommt:
Neben den üblichen gewöhnlichen Suchergebnissen warf google den folgenden Text aus:
EICHSTAEDT – PERSON DES ÖFFENTLICHEN LEBENS
Und klein darunter:
Nachrichten – Bilder – Videos – Songs
Hinzugefügt ein kleiner Bildausschnitt eines meiner Musikalben.
Und nochmal:
EICHSTAEDT – PERSON DES ÖFFENTLICHEN LEBENS
Und zum dritten:
EICHSTAEDT – PERSON DES ÖFFENTLICHEN LEBENS
ICH. BIN. BERÜÜÜÜÜÜÜHMT!!!!!!!!!!!!!
Schlagartig änderte sich alles. Denn von nun an, das war klar, werden sich die Paparazzi zu Hunderten vor unserer Wohnungstür versammeln. Vor den Briefkästen werden sie sich um die besten Plätze rangeln. Einige werden im Treppenhaus campieren (muss man denen dann eigentlich einen Tee und Schnittchen bringen? – Fragen über Fragen), und die ganz Pfiffigen werden sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite in den Bäumen verstecken, alle auf der Jagd nach den besten Fotos von EICHSTAEDT – PERSON DES ÖFFENTLICHEN LEBENS.
Ich werde nervös.
UND WAS ZIEHE ICH IN ZUKUNFT AN?
Die Frage alle Fragen. Während ich dies hier schreibe, trage ich eine ehemals schwarze, mittlerweile nach vielen Wäschen gräuliche, leicht ausgebeulte Jogginghose, blaue Strümpfe, ein gestreiftes T-Shirt und darüber einen braunen Wolltroyer. Das kann man durchaus diskutieren.
Meine Haare mögen es nicht, durch kämmen, bürsten oder gar föhnen in eine feste Form gebracht zu werden. Sie führen ihr Eigenleben.
Darf, muss, soll ich IN DIESEM OUTFIT zukünftig das Haus verlassen? NEIN!!
Post holen? NEIN!!
Auch nicht den Müll wegbringen? NEIN!!
Sorry, Eichstaedt, du Person des öffentlichen Lebens, ein BISSCHEN – nein ein komplettes Umstyling muss her, du Flitzpiepe! (P:S: Hier spricht gerade nicht die Autorin, sondern ihr Lenor-Gewissen, für die Jüngeren: einfach mal googeln, Brüller!)
Gut, aber wo fangen wir an? Leichte Panik steigt in mir hoch. Ich meide den Blick in den Spiegel. Da kommt mir eine großartige Idee: Sonnenbrille, Kopftuch, Schal. Das Outfit jeder prominenten Dame. Denken Sie an Greta Garbo, Marlene Dietrich, Sophia Loren (für die Jüngeren: einfach mal googeln!).
Jaaaaaa, ich bin gerettet! Endlich wieder unbeschwert den Müll runterbringen. Welch eine Erleichterung, welch eine Freude! Jaha, berühmt sein ist gar nicht so ohne. Aber, frau muss sich nur zu helfen wissen, zwinker!
So verlasse ich also nun die Wohnung. Mit meiner gräulichen und leicht ausgebeulten Jogginghose, dem braunen, dezent verfilzten Wolltroyer, dunkler Sonnenbrille, dem blauen Batikkopftuch, welches Muddi vor ewiger Zeit während eines Kuraufenthaltes gefertigt hat und einem dicken langen grün-blauen gestreiften Wollschal trage ich den Müll in den Müllraum.
Paparazzi habe ich übrigens keine entdeckt, aber einige nun ja, vielleicht etwas verstört blickende Nachbarinnen und Nachbarn. Tjaha, berühmt sein kann so einfach sein.
Nachwort:
Die Sucheingabe war “Eichstaedt my own little world radio.” Wirklich wahr.
“Eichstaedt you crazy Flitzpiepe” funktioniert übrigens auch.
Unglaublich, aber irgendwie erwartbar, dass die Öffentlichkeit an dieser (noch) nicht so bekannten Schlagerstar-Sängerin vorbei kommt. Endlich kann man sagen, endlich gibt es erste Anzeichen für eine adäquate Wertschätzung dieser Künstlerin.
Wir blicken mit großen Erwartungen diesbezüglich auf 2025.